Musik und Kiezthemen im Mittelpunkt: Das Nahariyaforum am 30. Mai 2024 in der Nahariyaschule - diesmal mit Operndolmuş
Es war ein ganz besonderer Termin, als Ende Mai 2024 das Nahariyaforum für alle Interessierten im Quartier um die Nahariyastraße und den Bornhagenweg zum sechsten Mail stattfand. Auf der Bühne in der Aula der Nahariya-Grundschule waren bereits Musikinstrumente aufgebaut und im Saal die Kamera- und Tontechnik für eine Aufzeichnung, als die ersten Gäste ankamen.
Bevor es um das Neueste aus dem Quartier und vom QM-Team ging, wurden sie von Eva Majewski, der Stadträtin für Stadtentwicklung und Facility-Management im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, begrüßt. Dann begann das Forum mit einem herausragenden musikalischen Ereignis: der Operndolmuş der Komischen Oper Berlin war zum ersten Mal zu Besuch in Lichtenrade. Nach ein paar einleitenden Worten von Programmleiter Mustafa Akca begeisterte eine internationale Truppe mit Opern- und Operettenarien sowie Liedern in mehreren Sprachen. Vom französischen „Can Can“ aus Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“ über die italienische Arie „Lascia ch’io Pianga“ aus Händels Oper „Rinaldo“ und Russisches aus Tschaikowskis Oper „Jewgeni Onegin“ bis hin zu Liedern auf Deutsch und Türkisch: die aus Österreich stammende Sopranistin Julia Schaffenrath, der kroatische Tenor Ivan Turšic, der Bariton Noam Heinz aus Israel und der türkischstämmige Bass Ferhat Baday verzauberten das Publikum mit ihren gewaltigen Stimmen. Begleitet wurden die Sänger von einem Musikertrio bestehend aus dem Schweden Jesper Ulfenstedt (Kontrabass), dem Türken Deniz Tahberer (Violine) und dem Weißrussen Juri Tarasenok (Bajan).
Hier gehts zum Film über den Auftritt ...
Kiez aktuell
Im Anschluss an das musikalische Feuerwerk widmeten sich die Forumsgäste ab 19 Uhr dem Tagesordnungspunkt „Kiez Aktuell“. Zunächst ging es um den nicht vorhanden Wochenmarkt auf dem Marktplatz. Den wünschen sich viele hier. Ein Marktbetreiber aus Brandenburg, sei interessiert daran, auf dem Marktplatz an der Nahariyastraße einen Wochenmarkt zu veranstalten, doch müsse das die Adler Group als Eigentümerin des Marktplatzes genehmigen. Der Platz ist privat und nicht im Eigentum der öffentlichen Hand. Quartiersmanager Peter Pulm berichtete davon, dass es hier schon verschiedene Male einen Trödelmarkt und Tauschmarkt gab, zuletzt beim BSR-Sperrmülltag im März 2024. Auch in Zukunft seien derartige Veranstaltungen geplant, besonders durch das über das QM geförderte Projekt „Buntes Leben im Quartier“. „Der Marktplatz soll lebendiger werden!“ Darüber sind sich die Forumsgäste einig, auch wenn das, wie eine ältere Anwohnerin süffisant bemerkte, bereits seit 1977 gewünscht wird.
Ein junger Mann, der seit Jahren als Jogger am Dorfteich entlang läuft, monierte die nach seiner Ansicht schlechte Entwicklung, die sich dort abzeichne. Er sieht dort vermehrt kiffende Jugendliche und immer mehr Müll. Zur Müll-Problematik im Kiez äußerten sich auch drei Frauen. Sie berichteten von verdreckten Treppenhäusern in den Gebäuden in der Groß-Ziethener und Skabinastraße sowie von vermüllten Spielplätzen, auf denen Glasscherben herum liegen, die nicht gut genug beleuchtet sind und „auf die man seine Kinder nicht mehr lassen könne“. Sie hätten in den Abendstunden Angst, sich draußen zu bewegen, haben schon Schusswaffen gehört und Einschusslöchern an Gebäuden des Eigentümers Ideal bemerkt. Eine der Frauen erzählte davon, dass in den Nachtstunden wild Sperrmüll am Straßenrand abgestellt wird. „Spricht man die Leute an, wird man ignoriert oder bedroht,“ sagte eine Anwohnerin. Stadträtin Majewski entgegnete, dass der Berliner Senat die Geldstrafen bei der illegalen Müllablage erhöhen will. Fotos von den Autokennzeichen der Müllablagerer an die Hauserwaltung oder besser noch an die Polizei melden. Eine gute Möglichkeit für solche Fälle bietet die Internetwache der Polizei https://www.internetwache-polizei-berlin.de/ Bei Gefahrensituationen und in dringenden Fällen sollte man natürlich nach wie vor die 110 anrufen. Auch anonyme Anzeigen sind beim zuständigen Revier 47 möglich.
Das angesprochene Drogenproblem bei Jugendlichen - nicht nur am Dorfteich und im Volkspark, sondern auch an anderen Stellen den Quartiers - wird sie mit der Suchtpräventionsbeauftragten besprechen, sagte Corinna Lippert, die QM-Koordinatorin im Bezirksamt. Stadträtin Eva Majewski hofft, dass der Konsum von Drogen wie dem kürzlich legalisierten Cannabis bald im Umkreis von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen verboten wird. Peter Pulm vom QM versprach, dass er und sein Team Informationen dazu bündelt und an Henrik Hackenberg, den Präventionsbauftragten der Polizei und an Outreach, den Träger der aufsuchenden Jugendsozialarbeit, weiterleiten wird. Zwei Outreach-Teams patrouillieren regelmäßig durch die Nahariya-Siedlung und haben Direktkontakt zu den Jugendlichen. Eine Anwohnerin schlug vor, dass "geschnappte Verunreinigter dazu verdonnert werden sollen, zur Strafe den Kiez zu säubern".
Als weiteres Problem im Quartier wurde die angespannte Verkehrslage durch überhöhte Geschwindigkeiten auf verschiedenen Straßen benannt. Eine Anwohnerin erzählte, dass ihr Kind direkt vor der Nahariya-Schule angefahren worden sei. Der beim Forum ebenfalls anwesende Schuldirektor Simon Peter ergänzte, dass er selbst sich schon mehrmals als Verkehrslenker zu Schulbeginn in den Morgenstunden betätigt hatte. Das sei die Zeit, wo um die Schule herum manchmal eine regelrechtes Verkehrschaos herrsche, weil viele Eltern ihren Nachwuchs im Auto zur Schule chauffieren. Schulleiter Peter wurde beim Verkehrsregeln sogar schon von Eltern beleidigt. Fazit einer Anwohnerin: „Die Sicherheit auf der Nahariyastraße ist nicht gegeben. Es muss endlich was passieren. Die Wenigsten fahren 30.“ Als mögliche Lösungen wurden eine Ampel oder ein Zebrastreifen direkt vor der Schule ins Gespräch gebracht.
Weil durch die regen Diskussionen die Zeit knapp geworden war, verzichtete Quartiersmanagerin Valerie Stolp darauf, wie geplant die von ihr betreuten Projekte „Unsere Küche im Quartier Nahariyastraße“ und „Bewegung im Quartier“ vorzustellen. Mehr zu diesen Projekten kann man hier nachlesen.
Neues aus dem Quartier
Peter Pulm berichtete über zwei wichtige Neuigkeiten für das Quartier. Zunächst erwähnte er das neue Nachbarschaftszentrum im Bornhagenweg 43 und dessen Vertreterinnen Alexandra Däxl und Irina Engelmann. Im September 2024 werden sie die neuen Räume eröffnen, und auf dem siebten Nahariyaforum im Oktober 2024 dann wird das Team sich und die Einrichtung vorstellen. Aktuell werden Träger für zwei neue Projekte für die Nachbarschaft gesucht: "Eine Zukunft für den Marktplatz" soll ab Juli 2024 fortgesetzt werden, und das Projekt "Auf gute Nachbarschaft für Jung und Alt" soll im Januar 2025 beginnen.
Der Lichtenrader Volkspark e.V., der als Mitveranstalter im Mai erfolgreich das großes Stadtteilfest auf seinem Gelände mit organisierte, möchte sich verjüngen. Um dazu mehr zu erfahren und mal zu schnuppern, empfiehlt sich der "Tag der Stadtnatur“. Am 8. Juni 2024 bietet der Verein von 16 bis 18 Uhr seine „Lieblingsplatzführung - Was wir an unserem Park besonders mögen“ durch den Volkspark an. Im Anschluss daran gibt es ein gemeinsames Kaffeetrinken im Werkhof.
Der Quartiersrat Nahariyastraße wurde im Dezember 2023 neu gewählt. Er ist ansprechbar für alle, die etwas bewegt und die sich im Kiez engagieren möchten. Mehr zum Quartiersrat und direkten Kontakt: https://qm-nahariyastrasse.de/mitmachen/quartiersrat
Nach den abschließenden Worten der Stadträtin und von Quartiersmanager Peter Pulm hatten einige der Gäste noch Gespräche in kleineren Runden bei Getränken und einem Imbiss. Dazu wurde auch der frische selbstgebackene Kuchen von der Quartiersrätin und Anwohnerin Miasam Nejmh gereicht. Vielen Dank dafür.
Das nächste Nahariyaforum findet am 10. Oktober 2024 statt.
Text und Fotos: © Gerald Backhaus 2024